28.9.2016

6 Gründe für die Schweiz als Ansiedlungsland

In der Vergangenheit hat sich die Schweiz als international bevorzugter Standort für multinational tätige Unternehmen etabliert und zählt heute zu einer der am stärksten in die Weltwirtschaft eingebundenen Volkswirtschaften. Damit steht die Schweiz auf der Gewinnerseite der Globalisierung.

Diese Entwicklung bescherte unserem Land einen aussergewöhnlichen Wohlstand. Erstaunlicherweise gelang es der Schweiz zusätzlich und trotz der weltweiten Vernetzung, die wirtschaftlichen Herausforderungen aufgrund der Finanzkrise und dem starken Franken sehr gut zu meistern.

Die Auswirkungen der Globalisierung wurden in den letzten Jahren aber auch immer mehr kritisch hinterfragt und die Staatengemeinschaft einigte sich darauf, unerwünschte Auswirkungen der globalisierten Wirtschaft zu bekämpfen. Für die Schweiz waren die Projekte, bei welchen die Steuerplanung global tätiger Unternehmen unter die Lupe genommen wurde von Bedeutung. Die OECD, zusammen mit den G20-Ländern, entwickelte aufgrund der Untersuchungen Massnahmen, welche die Steuerplanung von global tätigen Unternehmen einschränken soll. Diese Massnahmen sind heute unter dem Begriff BEPS bekannt. Sie verpflichten die Mitgliedstaaten der OECD, u.a. auch die Schweiz, gewisse steuerliche Regeln anzupassen. Gleichzeitig führt BEPS zu einer neuen Transparenz zwischen den Staaten in Bezug auf die steuerliche Behandlung von Steuerpflichtigen.

Aber auch in der Schweiz selbst wurden die Auswirkungen der immer stärkeren Vernetzung der Welt diskutiert und gipfelten in der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative, welche die Politik verpflichtet, die Zuwanderung in unserem Land neu zu regeln. Für die Schweiz bedeutet dies die Abkehr von Rahmenbedingungen, welche einen wesentlichen Teil des Erfolgs der letzten Jahre und Jahrzehnte ausmachten.

Durch diese Entwicklung durchlebt unser Land einen grundlegenden Wandel und muss seine Rolle und seinen Platz in der Staatengemeinschaft neu definieren. Auch wenn über die genaue Ausgestaltung der neuen Rahmenbedingungen in der Politik und Wirtschaft heftig diskutiert wird, sind sich alle Lager über die Zielrichtung der neuen Rahmenbedingungen einig.

Der Bundesrat hat dies in der Botschaft zur Unternehmenssteuerreform III wie folgt formuliert:

[...] die Wahrung einer weiterhin kompetitiven Unternehmenssteuerbelastung, die Wiederherstellung der internationalen Akzeptanz zentraler Merkmale der schweizerischen Unternehmenssteuerordnung sowie die Sicherstellung der finanziellen Ergiebigkeit der Gewinnsteuern für Bund, Kantone und Gemeinden.

Am 12. Februar 2017 wurde die Unternehmenssteuerreform III (USR III) vom Volk abgelehnt, welche vor allem das Ziel verfolgte, eine internationale Akzeptanz der steuerlichen Rahmenbedingungen herzustellen. Die Schweiz war danach verpflichtet eine neue Vorlage zur Reform des Unternehmenssteuerrecht zu entwickeln, welche besser auf die Bedürfnisse der Schweizer zugeschnitten ist - die Steuervorlage 17 / STAF.

Es ist aber von allen politischen Lager unbestritten, dass die Schweiz weiterhin ein attraktiver Standort für internationale Unternehmungen bleiben will und wird.

Warum die Schweiz, trotz Wandel, das perfekte Ansiedlungsland ist und bleibt, zeigen die nachstehenden Ausführungen

Grund 1: Die Stellung der Schweiz im weltweiten Wettbewerb

Neben der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit wird die Schweiz immer wieder für ihre politische und wirtschaftliche Stabilität gelobt. Das kommt von daher, dass durch das föderalistische System gute Bedingungen geschaffen werden, damit nationale Entscheide auf Konsens und Konkordanz basieren können.

Durch eine liberale Volkwirtschaft wird die Wettbewerbsfähigkeit besonders gefördert. Dementsprechend platziert sich die Schweiz in einer WEF-Studie schon das zehnte Mal in Folge auf dem Spitzenplatz, als wettbewerbsfähigstes Land der Welt.

Die Nichtmitgliedschaft der Schweiz in der EU und EWR lässt bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen einen grossen Spielraum zu. Vor allem in den Rechtsbereichen, wie beim Steuer-, Gesellschafts-, Arbeits- oder Sozialversicherungsrecht, aber auch bei der Regulierung der Kapitalmärkte sowie im Umweltbereich bestehen grosse Bewegungsfreiheiten. So konnten in der Vergangenheit die Standortbedingungen autonom den Bedürfnissen der international tätigen Unternehmen angepasst werden. Dadurch kann sich die Schweiz aus Sicht der Unternehmen positiv von den im EU-Binnenmarkt geltenden Regulierungen abheben.

Grund 2: Die Lage und Internationalität

Die Schweiz befindet sich geografisch in der Mitte von Europa. Mit den Nachbarländern wie Deutschland oder Frankreich, als einer der wichtigsten Stützen in der EU, ist die Schweizer Wirtschaft eng verbunden. Die Eidgenossenschaft gilt daher als wichtiger Handelspartner für die EU. Die hohe Anzahl an multinationalen in der Schweiz angesiedelten Konzerne beweist, dass die Schweiz ein einzigartiger Standort ist für international ausgerichtete Aktivitäten. Die Schweizer Industrie mit einer Vielzahl von kleineren und mittleren Unternehmen ist in einem hohen Mass exportorientiert. Die Zahl der internationalen Konzerne, welche in der Schweiz angesiedelt sind, in Kombination mit der stark exportorientierten einheimischen Wirtschaft, schaffen ein Klima der Internationalität und Weltoffenheit, welche ermöglicht kompetente, gut ausgebildete und sprachlich gewandte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu rekrutieren.

Grund 3: Die Rechtssicherheit

Einer der wichtigsten Standortfaktoren überhaupt ist die Rechtssicherheit. Nicht nur Domizilunternehmen, sondern ebenfalls internationale Konzerne haben Vertrauen in die Kontinuität der regulatorischen Rahmenbedingungen. Die Rechtssicherheit ist ein hohes Gut, welches von der Gesellschaft über Jahrzehnte aufgebaut und gepflegt wurde. Aufgrund der politischen Kultur und der gelebten Konkordanz auf allen politischen Ebenen wird dies auch in Zukunft so bleiben.

Grund 4: Die Forschung, Entwicklung und Innovation

Internationale Firmen setzen heutzutage vermehrt ihren Fokus auf Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten. Bezüglich der Innovationsfähigkeit besetzt die Schweiz momentan den ersten Platz als innovativstes Land der Welt. Gründe dafür sind die erfolgreiche Industrie, der Schutz des geistigen Eigentums, die diversifizierte und umsichtige Bildungspolitik als auch die international anerkannten Forschungszentren. Ein wesentlicher Anteil an dieser Innovationsfähigkeit trägt die Zusammenarbeit der Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Universitäten, welche wie Katalysatoren aufeinander wirken. Schlussendlich bewährt sich die Innovationspolitik der Schweiz und die Forschungsgelder fallen auf fruchtbaren Boden. Insofern liegt die Schweiz auch bezüglich der Anzahl europaweit geschützter Patente, wie auch der Zitierungen in Fachzeitschriften an der Spitze.

Grund 5: Die steuerlichen Rahmenbedingungen

Die Erfahrung zeigt, dass der Faktor «steuerliches Umfeld» ein zentrales Kriterium für die Standortwahl von Unternehmen darstellt. Ein wettbewerbsfähiges Steuersystem ist eine wichtige Voraussetzung für eine Standortwahl. Das Steuermodell der Schweiz gilt durchaus als wettbewerbsfähig und ist dabei flexibel und föderalistisch geprägt. Unter allen Kantonen sind vor allem Nidwalden, Luzern, Zug, Obwalden, Glarus und Appenzell-Ausserrhoden besonders attraktiv für international tätige Unternehmen mit einer Steuerbelastung des Gewinnes zwischen 12 bis 15%.

Auch wenn die Schweiz einzelne Elemente (z.B. Abschaffung der Sonderregime für Holding Gesellschaft, gemischte Gesellschaft und Prinzipal Gesellschaft; Finance Branch) der bisherigen Steuerattraktivität im Rahmen der Steuervorlage 17 / STAF aufgeben hat und durch neue Regeln ersetzen muss, darf nicht ausser Acht gelassen werden, dass die allgemeine Steuerbelastung und die allgemein geltenden steuerlichen Regeln, in Verbindung mit der offenen und transparenten Gesprächskultur zwischen Steuerpflichtigen und Steuerbehörden, im internationalen Vergleich eine äusserst attraktive Kombination an Vorteilen darstellt.

Grund 6: Die erstklassige Infrastruktur als Grund für eine Ansiedlung

Neben den steuerlich optimalen Bedingungen erweist sich die bestehende Infrastruktur als grossen Vorteil der Schweiz. Die Verkehrs- und Bildungsinfrastruktur, als Hauptpfeiler einer staatlichen Infrastruktur, gelten als vorbildlich. Die Schweizer Pünktlichkeit ist legendär.

Neben diesen wichtigen Grundpfeilern Verkehr und Bildung sind aber auch alle anderen Elemente für ein gut funktionierendes Staatssystem mustergültig ausgestaltet. Dazu gehören unter anderem das Freizeit- und Kulturangebot, die Sicherheit, die Gesundheitseinrichtung und die Sprachenvielfalt.

Fazit

Die Schweiz gilt nicht als Einwanderungsland im klassischen Sinn. Die Schweiz kann aber im besten Sinn als Ansiedlungsland bezeichnet werden. Die Wirtschaft und die Politik sind bestrebt und daran interessiert, dass unser Land als attraktives Land für Ansiedlungen von wirtschaftlichen Aktivitäten wahrgenommen wird. Der Bund pflegt eine aktive und weltumspannende Wirtschaftsförderung. Faktisch jeder Kanton kennt eine eigene Wirtschaftsförderung, welche interessierte Firmen und natürliche Personen bei der Ansiedlung bestmöglich unterstützt. Das Ansiedlungsgeschäft bildet bei der Beratungsbranche einen wichtigen Marktbereich. Bund und Kantone organisieren weltumspannende Events und Präsentationen um unser Land im bestmöglichen Licht zu zeigen. Die Schweiz misst sich im Bildungs- und Forschungsbereich, bei der Rechtssetzung und im Steuerrecht mit den Konkurrenten in Europa und Asien und nimmt in den Ranglisten in Bezug auf die Attraktivität regelmässig Spitzenplätze ein. Die Universitäten und vor allem die ETH gehören zu den besten Bildungsstätten der Welt.

Die Schweiz ist als kleines Land gewohnt und geübt sich durch Leistung und Ausdauer im internationalen Wettbewerb zu behaupten und zu bestehen. Flexibilität und die Suche nach der besten Lösung haben sich als gesellschaftliche Triebkraft in das Bewusstsein der Bevölkerung verankert. Diese Flexibilität und Fokussierung auf gute Lösungen bilden im aktuellen schwierigen Umfeld die Grundlage für gute und zukunftsgerichtete Lösungen. Die Schweiz will und wird ein attraktives Ansiedlungsland bleiben.

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Autoren
:
Viktor Bucher
Tags:
Steuerplanung
Internationales Steuerrecht
Ansiedlungen